In Memoriam:
Wie Hermes ein Rettungshund wurde
Ich wurde am 28.3.2017 auf einem Bauernhof auf der schwäbischen Alb geboren.
Meine Mutter war ein Border-Collie und mein Papa war ein weißer Großspitz.
Nach 8 Wochen machte die Bauernfamilie eine Anzeige in die Zeitung, dass Mischlingswelpen abzugeben seien.
Da mein Frauchen nach einem Border-Collie Mischling suchte, rief sie dort an und machte einen Termin für eine Besichtigung aus.
An einem Nachmittag fuhr mein Frauchen zu dem Bauernhof um mich anzuschauen.
Ich war der einzige von 6 Welpen, der noch keinen neuen Menschen hatte.
Also bezahlte sie die Abgabegebühr von 150 Euro und setzte mich in den Kofferraum ihres Autos und dann fuhren wir zu ihr nach Hause in den Schwarzwald.
Bei dieser ersten Autofahrt war mir furchtbar schlecht und ich musste so sehr sabbern, dass mein Fell ganz nass war.
Mein Frauchen musste mich dann daheim erstmal vorsichtig baden und dann abtrocken.
Da ich bisher im Stall gewohnt hatte, wusste ich im neuen Haus auch noch nicht, wo das Hundeklo war.
Deshalb hatte mein Frauchen immer einen Eimer und einen Wischlappen parat, um kleine und große Missgeschicke schnell wegzuputzen.
Aber das Haus hatte einen großen Garten und mit der Zeit war es mir wichtig, zum Pinkeln und für die Häufchen in den Garten zu gehen oder dass Ganze beim Gassigehen zu machen.
Die ersten Monate wollte ich noch gar nicht Gassi gehen, da ich lieber in der Sicherheit des Hauses und des Gartens bleiben wollte.
Auch beim Autofahren wurde mir noch lange schlecht.
Aber mein Frauchen ging mit mir jede Woche zweimal ins Rettungshundetraining.
Deshalb habe ich mich schnell an die Hundebox im Auto gewöhnt und mit der Zeit wurde Autofahren ganz toll, weil es immer Neues zu lernen gab. Ich habe immer neue Hunde kennen gelernt und viel Zeit mit meinem Frauchen verbracht.
Im Rettungshundetraining hat mein Frauchen ausprobiert, was ich am liebsten fresse und mit welchen Spielzeugen ich am liebsten spiele, und dann hat sie davon immer ganz viel ins Training mitgenommen.
Aber ich durfte das nicht einfach haben so wie ich wollte, sondern ich lernte ganz viele Sachen und dafür wurde ich mit meinem Lieblingsfutter und mit meinem Lieblingsspielzeug belohnt.
Ich sag euch auch mit was ich am Anfang am liebsten gespielt habe: mit Eimern, mit Klobürsten und mit Schwämmen.
Da Frauchen sowas aber nicht mit ins Training nehmen wollte, hat sie mir Gummibälle und stabile Gartenschlauchstücke zum Spielen gegeben.
Als Futter hat sie gekochtes Fleisch, Würstchen und Käse mitgenommen.
Deshalb fand ich jede Übung im Rettungshundetraining toll, weil ich immer so gute Belohnung bekam.
Eine Übung war, dass ich zu Menschen rennen durfte, die mich fütterten und die mit mir spielten.
Aber ich durfte nicht einfach das Futter fressen oder mir das Spielzeug schnappen und damit weglaufen, sondern ich lernte erstmal auf Abstand zu warten, bis ich das Futter oder das Spielzeug überreicht bekam.
Wenn ich es schnappen wollte, dann hielt der Mensch das Futter oder das Spielzeug fest, bis ich einen Schritt Abstand hatte und dann gab er es mir. Das war toll.
Als nächstes habe ich gelernt Menschen anzubellen. Da mein Papa ein Spitz war - Spitzen wird nachgesagt, dass sie gerne bellen - hatte ich mit der Übung keine großen Probleme.
Zu Menschen laufen, die Menschen anbellen solange bis sie mir das Futter in die Schnauze stecken, das war toll.
Ich darf aber Menschen nur anbellen, wenn ich eine Kenndecke anhabe.
Die Kenndecke hat Reflexstreifen, ein Glöckchen und ein Licht. So sieht und hört mein Frauchen, wo ich im Wald rumrenne und nach Menschen suche.
Und immer wenn ich die Kenndecke anhabe, weiß ich, dass ich jetzt meinen Rettungshundejob mache.
Neben der Anzeige, also Menschen finden und anbellen, musste ich noch viele andere Sachen lernen.
Zum Beispiel an lockerer Leine laufen, Sitz und Platz machen und Herkommen, wenn ich gerufen werde.
Außerdem musste ich lernen, wann ich nach rechts, links und nach vorne rennen soll.
Und immer ganz viel bellen, wenn ich einen versteckten Menschen gefunden habe.
Und dann ist mein Frauchen immer zu mir gelaufen und hat dem versteckten Menschen gesagt, wann er mich belohnen soll.
Mit 2 Jahren ist mein Frauchen dann mit mir auf eine Rettungshundeprüfung gefahren.
Da musste ich dann alles zeigen was ich gelernt habe und 2 versteckte Menschen in einem großen Waldstück finden.
Das hat auch geklappt, obwohl mein Frauchen sehr aufgeregt war.
Und dann kamen mein Frauchen und ich in die Einsatzgruppe der Rettungshundestaffel und wenn bei der Polizei ein vermisster Mensch gemeldet wurde, dann wurde meine Rettungshundestaffel alarmiert und ich und die anderen Einsatzteams fuhren oft mitten in der Nacht in den Wald und suchten nach dem vermissten Mensch.
Mein Auto war dabei mein zweites Zuhause, mein Frauchen hat mir eine schöne Hundebox in den Kofferraum gebaut, in der schlafe ich immer auf der Fahrt zum Training oder wenn ich gerade Pause habe.
Wenn ich schlafe, dann träume ich oft davon, wie ich mit meiner Nase den ganz feinen Geruch von Menschen suche und diesem dann hinterer laufe bis ich den Mensch gefunden habe. Und dann belle ich solange, bis mein Frauchen kommt und dem Menschen hilft, sie alarmiert dann den Rettungswagen, damit der Mensch ins Krankenhaus kommt und er wieder gesund wird.
Jedes Jahr habe ich meine Rettungshundeprüfung bestanden, viele viele Stunden im Wald trainiert und sehr viel Erfahrung bekommen, wie man Menschen sucht.
Mit 13 Jahren wurde es Zeit mein Wissen an jüngere Hunde weiterzugeben, die jetzt mehr Kraft haben wie ich und die langen Einsätze nach vermissten Personen mit ihren Menschen übernehmen können.
Mit meinem Frauchen durfte ich aber immer noch ins Rettungshundetraining, aber meine Übungen sind nicht mehr so lange und so schwer, sondern so, dass ich viel Spaß habe.
Jetzt ist mein Frauchen ganz traurig, mit 15 Jahren bin ich so krank geworden, dass ich nicht mehr Leben wollte.
Aber vom Ende der Regenbogenbrücke winke ich ihr und gemeinsam denken wir an unser gemeinsames Leben.