Montag, 10. August 2015

Dogs can be pessimists too | EurekAlert! Science News

Dogs can be pessimists too | EurekAlert! Science News



 hier die deutsche Kurzfassung:

Ist mein Hund ein Optimist oder Pessimist

Wer Hunde liebt, weiß vor allem ihren Charakter zu schätzen:
freundlich, verspielt, unbeschwert. Man könnte also meinen: Optimisten!

Tatsächlich haben jüngste Forschungen der Universität Sydney gezeigt,
manche Hunde sind pessimistischer als andere. „Herauszufinden ob ein
Hund eher pessimistisch oder optimistisch eingestellt ist, kann viele
Vorteile bringen. Zum Beispiel könnte man testen, wie geeignet ein
junger Hund als Dienst- oder Gebrauchshund ist.“ erklärt Dr. Melissa
Starling von der veterinärmedizinischen Fakultät in Sydney.

Nur, wie kann man diese Eigenschaft untersuchen? Denn fragen können
wir unsere Vierbeiner ja nicht. Ganz einfach: Die Hunde wurden auf zwei
Töne konditioniert (zwei Oktaven auseinander). Bei einem Ton bekamen sie
ein wenig schmackhafte Milch, bei dem Anderen die gleiche Menge Wasser.

Klar was sie davon bevorzugten, oder? Nachdem sie verstanden hatten,
was sie bei dem jeweiligen Ton erwartet, wurden ihnen Töne dazwischen
vorgespielt. Hunde die auf die Zwischentöne die nahe am ‚Wasser‘-Ton
waren trotzdem freudig reagierten, wurden als optimistisch eingestuft.
Es zeigt, dass sie eher positive Dinge erwarten. Optimistische Hunde
gehen mehr Risiken ein um ihre Belohnung zu bekommen. Sie probieren viel
aus und lassen sich von Fehlschlägen nicht beeindrucken.

Pessimistische Hunde dagegen sind vorsichtiger. Sie geben eventuell
auf wenn sie Aufgaben nicht hinbekommen und reagieren gestresst. Das
bedeutet nicht, dass sie generell unglücklich sind, nur zufrieden mit
dem Status Quo und motiviert werden wollen neue Dinge auszuprobieren.

Dieser Test ermöglicht viele Anwendungsgebiete in der Zukunft.
Trainern könnte er beispielsweise helfen geeignete Hunde für diverse
Aufgaben zu finden, egal ob Assistenz-, Drogen- oder Fährtenhunde.

Und da die Testhunde nicht an jedem Tag das gleiche Ergebnis
geliefert haben, kann er uns eventuell eine Antwort auf die Frage an
unsere Vierbeiner geben:

„Wie geht es dir heute?“

Quelle: http://www.eurekalert.org/pub_releases/2014-09/uos-dcb091714.php

Montag, 5. Januar 2015

Geschirr oder Halsband???

Die ewige Frage: Halsband oder Geschirr?

24.10.2012
Von Ralph Rückert, Tierarzt

Banale Fragestellung? Mitnichten! Das Problem spaltet buchstäblich die Hundewelt, wie sich in den einschlägigen Diskussionsforen schnell feststellen lässt. Für die Befürworter des Geschirrs scheint ein am Halsband geführter Hund oft ein Opfer von anzeigepflichtiger Tierquälerei zu sein, während die Mehrheit der Halsbandnutzer die Geschirrfraktion für durchgedrehte Tierschutz-Taliban hält. Die Diskussionen zwischen den beiden Lagern werden in der Regel mit höchster Emotionalität geführt.

Die Pro- und Contra-Argumente konzentrieren sich allgemein auf zwei Aspekte, nämlich den gesundheitlichen und den verhaltenskundlichen. Wir wollen uns bei unserer Erörterung auf die gesundheitlichen Gesichtspunkte konzentrieren, weil wir davon etwas verstehen. Für die verhaltenskundlichen Behauptungen der Geschirr-Befürworter gibt es nach wie vor keinerlei tragfähige wissenschaftliche Beweise. Dementsprechend halten wir uns da einfach raus.
Sowohl Halsband als auch Geschirr bieten die Möglichkeit, eine Leine am Hund zu befestigen und dadurch Kontrolle und Führung auszuüben. Das ist unverzichtbar, schon allein wegen der vielerorts gegebenen Leinenpflicht. Wird ein Hund an der Leine geführt, können auf seinen Körper Kräfte einwirken, die entweder vom Besitzer (Leinenzug, Ruck) oder vom Hund selbst (Ziehen, Vorprellen) verursacht werden. Jeder Hundebesitzer wird bestätigen können, dass diese Kräfte unter bestimmten Umständen durchaus nicht unerheblich sind. Bei einem Halsband wirken diese Kräfte auf einen wenige Quadratzentimeter umfassenden Bereich des Halses, an dem sich wichtige Organe wie die Schilddrüse, der Kehlkopf, die Luftröhre und die großen Halsgefäße befinden. Ebenso betroffen ist die gegen seitliche Beschleunigungen chronisch empfindliche Halswirbelsäule. Bei einem Geschirr dagegen verteilt sich der Druck je nach Ausführung auf eine entschieden größere Fläche, der Hals wird mehr oder weniger deutlich entlastet. Von den Befürwortern des Geschirrs werden zwar oft gesundheitliche Gefahren beschworen, die kein Tierarzt bestätigen kann, trotzdem gibt es da gar keine Diskussion: Auf den Hund über die Leine einwirkende Kräfte werden durch ein Geschirr günstiger verteilt. Dazu kommt: Ständiger Zug oder ständiges Gerucke an einem Halsband ist mindestens hochgradig lästig, tut aber sicher auch in vielen Fällen einfach weh! Davon kann man sich leicht selbst überzeugen, indem man sich einfach mal an die Leine nehmen lässt.

Gibt es gesundheitliche Argumente gegen das Geschirr? Leider ja! 2006 wurde die „Jenaer Studie zur Hundefortbewegung“ veröffentlicht, die die Sicht auf die Fortbewegungsaktionen der Vordergliedmaße gründlich revolutioniert hat. So spielen offenbar Bewegungen des Schulterblatts eine wesentlich größere Rolle als bisher angenommen. Kurioserweise wird die Studie inzwischen von einzelnen Geschirr-Befürwortern als Beleg für ihre Auffassung herangezogen. Dies ist nur damit erklärbar, dass sie die Studie gar nicht gelesen haben, denn dafür taugt sie in keinster Weise. Ganz im Gegenteil ergibt sich aus den Studienergebnissen bezüglich der hochgradigen Wichtigkeit der Schulterblattaktionen für uns Hundebesitzer die Verpflichtung, ein Geschirr sorgfältig darauf zu prüfen, ob damit eine freie und unbehinderte Bewegung der Vordergliedmaße einschließlich des Schulterblatts möglich ist. Nach unserer Erfahrung in der Praxis ist diese Forderung in fast 90 Prozent der Fälle nicht erfüllt. Viele Gurtgeschirre umfassen den Brustkorb viel zu nah am Vorderbein oder sitzen insgesamt so schlecht, dass sie in ständiger Schieflage um den Hundekörper herumschlottern. Aber sogar die auch von uns immer als gut passend eingestuften Geschirre vom Julius-K9-Typ müssen kritisch gesehen werden, denn sie bedecken große Bereiche des Schulterblatts und behindern damit die freie Bewegung. Aus medizinischer Sicht sicher problematischer sind aber schlecht konstruierte oder angepasste Gurtgeschirre. Das ständige Scheuern des Geschirrs in der Achsel bringt den Hund dazu, seine Ellbogen nach außen zu rotieren. Ein korrekter Bewegungsablauf ist damit nicht mehr möglich. Es werden sicher weitere Untersuchungen mit den in der Jenaer Studie erstmals zur Anwendung gekommenen Methoden notwendig sein, um feststellen zu können, wie deutlich solche Bewegungseinschränkungen durch Geschirre zum Tragen kommen. Auch gesundheitliche Langzeitfolgen sollten eigentlich untersucht werden, wobei ein diesbezüglicher wissenschaftlicher Studienansatz schwer vorstellbar ist. Wer lässt sich schon darauf ein, dass sein Hund in einer über Jahre reichenden Studie ein schlecht sitzendes Geschirr trägt und damit eventuellen Schäden am Bewegungsapparat ausgesetzt wird? Auch in Bezug auf das Geschirr empfehlen wir dem Ungläubigen den Selbstversuch: Man schultere an einem warmen Sommertag einen möglichst schlecht sitzenden Rucksack auf den nackten Oberkörper und gehe zehn Kilometer joggen oder wandern. Wer danach keine Wundsalbe braucht, hat ein echt dickes Fell. Interessant sind auch Bilder von Schlittenhunderennen: Man sieht sehr schön, wie die Zuggeschirre den Schulterbereich perfekt aussparen, um die freie Beweglichkeit der Vorderbeine nicht zu behindern.

Nun, was können wir für ein Fazit ziehen? Wie so häufig, bringt uns die Anwendung gesunden Menschenverstandes schon ein gutes Stück weiter. Ein Halsband an sich ist nichts Böses oder Schlechtes, nur sollten keine starken oder lang anhaltenden Kräfte darauf einwirken. Ist Ihr Hund ein chronischer „Zieher“, dann ist er mit einem Geschirr besser dran. „Zieher“ leiden durch den Dauerdruck des Halsbands fast immer an einer andauernden Entzündung von Kehlkopf und oberer Luftröhre. Auch ein Hund, der in der Umgebung starker Verlockungen schwer zu kontrollieren ist und bei jeder Gelegenheit mit viel Kraft vorprellt, sollte besser ein Geschirr tragen, um Verletzungen des Halses durch starke Kraftimpulse zu vermeiden. Aber: Ein Geschirr verlangt dem Hundebesitzer mehr Verantwortung ab: Es muss einwandfrei gefertigt und perfekt angepasst sein. Dies ist besonders wichtig, da ein Geschirr im Gegensatz zum Halsband auch beim Freilauf behindernd oder störend wirken kann.

Ein wichtiges Ziel der Erziehung ist natürlich, dass ein Hund sauber und ohne zu ziehen an der durchhängenden Leine laufen kann. Wenn Sie das erreicht haben, ist ein Geschirr in der Regel unnötig. Ein Halsband ist für den Hund allemal weniger lästig als ein Geschirr. Bei einem gut erzogenen Hund kann das Halsband so locker sein, dass man es sogar über den Kopf abstreifen und damit dem Hund einen gänzlich unbeschwerten Freilauf ermöglichen kann.

Alles in allem kann man also feststellen: Es kommt darauf an! Ein Hund sollte unserer Meinung nach sowohl ein Geschirr als auch ein Halsband haben und auch an beides gewöhnt sein. Der Einsatz erfolgt situationsabhängig. Unser Nogger hat zum Beispiel bei Bergwanderungen meistens sein Geschirr an, weil damit Sicherung und Unterstützung besser zu gewährleisten sind. Auch beim Besuch einer Hundeausstellung würde ich das Geschirr vorziehen, weil ich weiß, dass mein Hund wahrscheinlich öfter an der Leine ziehen wird. Mache ich dagegen einen Spaziergang im Wald, dann habe ich Halsband und Leine in der Jackentasche und streife das Halsband nur kurz über, wenn es aus irgendwelchen Gründen notwendig werden sollte. Bei einem sauber an der Leine laufenden Hund gibt es noch nicht mal ein medizinisches Argument gegen die sogenannten Moxon- oder Retrieverleinen.

Aus unserer Sicht gibt es noch einen weiteren guten Grund, einen Hund sowohl an Halsband als auch Geschirr zu gewöhnen: Wir erleben nicht selten, dass eine Halsverletzung die Verwendung eines Halsbandes oder eine Brust-/Rücken-/Schulterverletzung die Verwendung eines Geschirrs für gewisse Zeiträume unmöglich macht. Glück für den Hund, den weder das eine noch das andere stört.

Bis bald, Ihr
Ralph Rückert

(c) Kleintierpraxis Ralph Rückert, Bei den Quellen 16, 89077 Ulm

Samstag, 29. November 2014

etwas Wissenschaft: matching law erklärt von Katja Frey

Das Matching Law – Gesetz der Anpassung bzw. Übereinstimmung

Was verbirgt sich hinter diesem sperrigen Begriff, über den der eine oder andere beim Thema Lerntheorie sicherlich schon einmal gestolpert ist? Und was für eine Bedeutung hat dieses Gesetz für unser tägliches Training mit Tieren? Übersetzt heißt der Begriff “Matching Law” erst einmal nur “das Gesetz der Anpassung bzw. Übereinstimmung”; und meint nicht mehr, als dass Verhalten in den Relationen gezeigt wird, in denen es belohnt wurde. Das hat die Wissenschaft bewiesen. Das ergibt in der Natur auch Sinn. Eine Katze, die an einem Mäuseloch im Schnitt sechs Mäuse pro Woche fängt und an einem anderen nur zwei, wird auf Dauer drei Viertel ihrer Zeit vor dem ersten Mäuseloch sitzen, ein Viertel vor dem zweiten. Das ergibt für die Katze die optimale Mäuseanzahl und damit Überlebenschancen. Was heißt das für uns im Hundetraining? Man kann beispielsweise einem Hund beibringen, vor dem Spazierengehen brav vor der Haustüre zu sitzen und still zu warten, bis es losgeht, indem man ihm vor dem Öffnen der Tür das Signal zum Sitzen gibt. Die Belohnung für das ruhige Sitzen ist in diesem Fall der Spaziergang. Wenn nun aber der Hund ungefähr jedes fünfte Mal aufgeregt bellend vor der Tür steht und der Besitzer im Eifer des Gefechts daraufhin die Tür öffnet, wird der Hund auch für dieses Verhalten mit dem Spaziergang belohnt. Der Hund wird in Zukunft in 80% der Fälle sitzen und warten und in 20% aufgeregt bellen. Das ist erst einmal logisch und keineswegs verblüffend, auch wenn wir es uns als Hundehalter in diesem Beispiel sicherlich anders wünschen würden.

 Wie in der Erklärung beschrieben – und hier heißt es, genau hinzuschauen – bezieht sich das Gesetz ja nur auf belohnte Verhaltensweisen. Betrachten wir nun den begeistert an einem Besucher hochspringenden Hund, der gerne gestreichelt werden will. Nehmen wir an, dass er an sieben Besuchern ganz brav nicht hochspringt, einer davon begrüßt ihn daraufhin mit Streicheln; an dreien springt er doch hoch, zwei davon ignorieren ihn wie geheißen, aber der dritte streichelt ihn dann trotzdem. Was wird nun passieren? Der Hund hat 50% seiner Belohnungen (Streicheln) fürs Hochspringen bekommen! Er wird beim nächsten Besuch an jedem zweiten Menschen hochspringen. Hoppla! Eine Lösung kann hier so aussehen: Gezielt das brave Nicht-Hochspringen belohnen und den versehentlichen Trotz-Hochspringen-Streichler nicht mehr einladen – oder gleich an der Tür zwei Gläser Sekt in die Hand drücken ... ;-) Was heißt das noch? Für alle, die durch Shapen bzw. Formen eines Verhaltens Hund ausbilden, hat das Matching Law auch so seine Tücken. Auf dem Weg zum Endverhalten belohnt man beim Formen immer wieder “unfertige” Zwischenschritte. Hat man nun beispielsweise mit 50 Clicks ein “in die Luft hüpfen” geshapt und belohnt dann noch 25 mal das korrekte Endverhalten, wird der Hund trotzdem in 2/3 (25:50) der Fälle die Zwischenschritte anbieten, die vorher schon häufig belohnt wurden! Fehlerfreies Lernen Eine mögliche Lösung hier: Schnelles und fehlerfreies Erlernen mit Locken (Futter über den Kopf des Hundes halten) und Management-Maßnahmen. (Beim Locken wartet man nicht etwa wie beim Belohnen ein Verhaltensangebot des Hundes ab, sondern löst durch geschickt angebotenes Futter oder unter Einsatz eines Targets ein dem Endverhalten möglichst nahes Verhalten aus. Dieses wird dann verstärkt, wobei die Kunst darin besteht, das anfängliche Locken sehr schnell wieder auszuschleichen. Ansonsten würde das Futter oder der Target mit zum Signal für das Verhalten, und ohne diese Hilfsmittel würde der Hund das auftrainierte Verhalten nicht mehr zeigen.)
Dann kann der Hund in wenigen Durchgängen (z. B. 5) das Endverhalten erlernen. Wenn das nun weitere siebzig Mal belohnt wird, ergibt das ganz andere Relationen. Nun wird der Hund nur noch jedes 15. Mal einen Zwischenschritt (= Fehler) anbieten, obwohl bis dahin gleich viele Leckerchen verfüttert oder andere Verstärker gegeben wurden wie im vorherigen Beispiel. Mit dieser Technik hat es der Trainer dem Hund leichter gemacht zu verstehen, worum es geht, und ihn weniger oft unabsichtlich auf “falsche Gedanken” (Zwischenschritte) gebracht. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Hund zwar zu einem früheren Zeitpunkt etwas weniger Clicks bekommt, dafür aber insgesamt im Training viel weniger frustriert wird. Ein falscher Versuch wird nach Möglichkeit also nicht belohnt! Ist das nicht viel klarer für den Hund? – Oha!

Daumendisziplin oder die Kunst des Nicht-Clickens
Das Optimum ist natürlich, jedes richtige Verhalten zu belohnen und nie ein falsches. Klar! Aber was tun, wenn man es nicht richtig gesehen hat, weil man ungünstig stand oder es so schnell ging? Hilft einem bei dieser Entscheidung auch das Matching Law? Ja! Schauen wir uns die Übung Nasentarget an. Der Hund soll nur mit der Nase die Spitze des Targetstabes berühren. Manchmal leckt er aber gleichzeitig daran. Also gilt es, nur die Versuche zu belohnen, in denen die Zunge des Hundes drin bleibt. Beispiel: Von zwölf Versuchen hat der Hund sechsmal ohne Zunge berührt und wurde geclickt und gefüttert, zweimal war die Zunge drin, aber er wurde nicht geclickt, weil der Trainer sich unsicher war, viermal wurde er nicht geclickt, weil die Zunge berührt hat. Das heißt, es gab 100% der Belohnungen dafür, dass der Hund seine Zunge im Maul behielt. Belohnt der Trainer also, wenn er sich nicht sicher war, lieber nicht, dafür aber viele richtige Versuche (wenn auch nicht alle), wird der Hund recht schnell nur noch richtige zeigen. Belohnt der Trainer allerdings im Zweifel doch, werden immer wieder Versuche mit Zunge belohnt. Und damit bekommt der Hund eine falsche Information. Klare Informationen übermitteln oder falsche Fährten vermeiden Im Vergleich: Clickt der Trainer im Zweifel die Zungenberührung mit, werden von acht Clicks zwei für das falsche Verhalten gegeben. Das heißt, der Hund wird beim nächsten Durchgang ganz zuversichtlich im Schnitt jedes vierte Mal die Zunge mit einsetzen, das hatte schließlich das letzte Mal Erfolg! Erst einmal waren die „im Zweifel für den Angeklagten“-Clicks nett gemeint, denn das Tier bekommt viel positive Rückmeldung durch eine hohe Belohnungsrate. Schließlich kann der Hund ja nichts dafür, dass der Trainer es nicht sehen konnte. Warum ihn also bestrafen, indem der Trainer nicht clickt? Nur, wie das Matching Law zeigt, verschlimmert er die Frustration des Tieres (und seine eigene) im nächsten Durchgang dafür erheblich, weil es auf eine falsche Fährte geschickt wurde. Darum kennt vielleicht der eine oder andere die Aussage: Im Training sollte man lieber ein richtiges Verhalten (versehentlich) nicht belohnen, als ein falsches (versehentlich) zu belohnen. If in doubt, leave it out! Auf deutsch: Wenn du zweifelst (ob das Verhalten richtig war), belohne es nicht! Mit diesen Gedanken zur Alltagsrelevanz des Matching Law im Hinterkopf können wir vielleicht dem einen oder anderen Fallstrick des Hundetrainings in Zukunft besser aus dem Weg gehen...

Zur Person Katja Frey, www.tierarzt-frey.de ist Tierärztin und Osteopathin für Pferde und lebt mit ihrer Familie auf einem Hof bei Frankfurt. Sie ist eine erfahrene Hundetrainerin, bildet sich ständig bei namhaften Tiertrainern weiter und entwickelt neue Trainingsideen, die sie bei der Arbeit mit ihren Tieren umsetzt. Sie ist als Referentin gefragt und Mitglied des Ausbildungsrates und Prüferobfrau des BHV. Sie ist Mitautorin des Buches „Clickerfitte Pferde“ und der DVD „Besondere Aspekte beim Training von Welpen“. Zudem hat sie die TOP Trainer Ausbildung bei Viviane Theby absolviert und ist drei Sterne TOP Trainerin.
http://www.easy-dogs.net/home/blog/training/gastautor/matchig_law.html